Nachdem ich sowohl mit meinem privaten Lenovo Thinkpad X1 Extreme G2 als auch mit meinem beruflichen Tuxedo InfiniBook 15 Probleme hatte, wollte ich hier mal einen Blog darüber schreiben, wo die Probleme mit den modernen, hochgezüchteten Laptops liegen. Wir sind nämlich weit entfernt von gut arbeitender Technik.
Moderne Laptops haben – zumindest in der Workstation- oder Gaming-Klasse – fast immer einen dedizierten Grafikchip vonnVidia oder seltener AMD (dGPU), der wesentlich mehr Leistung bietet als die im Prozessor integrierte iGPU, aber eben auch wesentlich mehr Strom verbrutzelt. Deswegen sollen die Geräte im Office-Modus die iGPU benutzen und bei Spielen, CAD-Programmen die dGPU. Wenn es doch nur so einfach wäre!
Das erste Problem ist, dass manche (alle?) Monitorausgänge nicht mit der iGPU sondern mit der dGPU verbunden sind. Auf diesen Ausgängen sieht man dan erst was, wenn entsprechende Softwarekomponenten, ergo das OS, geladen sind. die die Ausgabe gewissermaßen durchschleifen. In der Praxis macht sich das dadurch bemerkbar, dass man BIOS, Bootmenü, GRUB nicht auf einem externen Monitor sehen kann. Der einzige Workaround ist, im BIOS die iGPU komplett zu deaktivieren. Damit ist aber der Vorteil eines Laptops dahin und man verbrät unterwegs Unmengen von Strom. Ein Dualboot-System ist damit nicht praktikabel, außer man wirft die Vorteile der stromsparenden iGPU weg.
Das zweite Problem sind die Docks. Früher gab es proprietäre Docks mit einer ebensolchen Verbindung, auf die man den Laptop einklinken musste. ‚Heute alle mit Thunderbolt / USB-C. Die Docks sind kleiner und brauchen oft nur das USB-C-Kabel. Bei manchen Workstations reicht die Leistung des USB-C-Kabels aber nicht aus und es gibt einen Doppelstecker, der USB-C und einen proprietären Stromanschluss hat. Soweit so gut.
Thunderbolt macht das ganze leider extrem kompliziert. Es gibt im BIOS diverse Thunderbolt-Einstellungen, die unter anderem die Sicherheit betreffen. Man hat Angst, das Hacker heimlich Geräte an den Laptop anstöpseln? Wenn ein Hacker physikalisch Zugriff auf den Laptop hat, dann ist in der Regel eh alles verloren. In der Praxis machen all diese Einstellungen, Thunderbolt-Firmwareversionen etc. Die Fehlersuche extrem schwierig. Der Lenovo-Support fragt als erstes, ob man denn alle Updates installiert habe. Und damit meint er nicht das Lenovo-eigene Upgrade-Tool, sondern man muss die neusten Updates von Hand herunterladen. Ein totaler Rückschritt!
Lenovo führt übrigens eine ewig lange Kompatibilitätsliste von Laptops und Docks. Mein Dock wurde mir im Shop unter „kompatible Produkte“ beworben, es ist aber nicht offiziell kompatibel. Deswegen verwehrt Lenovo jeglichen Support betreffend des Docks. Und dem Händler müsste ich nachweisen, das er mir dieses Dock als „kompatibel“ angedient hat. Es reicht also auf keinen Fall, das das Dock USB-C hat und genug Leistung liefert. Auch das ist ein Rückschritt und weit weg von der Idee von USB-C.
Bei Tuxedo dagegen wird ein billig-Noname Dock mitgeliefert. Es hat den Nachteil, dass man den Laptop damit nicht anschalten kann. Also jeden Morgen den Laptop aufklappen, einschalten und zuklappen. Wieder ein Rückschritt!
Diese Probleme treten übrigens unter Windows wie unter Linux auf, aber unter Linux sind sie noch schwerwiegender. Unter Windows klappt das Umschalten zwischen iGPU und dGPU im laufenden Betrieb. Unter Windows geht das wenn überhaupt nur mit Wayland und mit einer AMD-Grafikkarte. Es gibt kaum Workstation-Laptops mit AMD-Grafikchip. nVidia hat zwar kürzlich seinen Linux-Treiber als OpenSource freigegeben, aber ich fürchte die Probleme werden noch länger anhalten.
Meine Empfehlung ist: Kauft euch einen Desktop-PC, wenn ihr Leistung braucht. Ihr habt damit wesentlich weniger Probleme, könnt aufrüsten und Linux läuft auch rund. Nachhaltiger ist das ganze auch, ´denn es werden keine Ressourcen für ein Display verschwendet, das man kaum mal benutzt. Die Komponenten in dEsktops sind auch nicht auf geringes Gewicht getrimmt und dadurch langlebiger. Bei meinem Laptop ist bereits das zweite Motherboard drin, auf Garantie. Gleichzeitig sind die dGPUs in den Laptops von der Leistung doch arg durch das Kühlsystem limitiert. Der gleiche Chip hat in der Mobilversion wesentlich weniger Power als in einer Desktop-Grafikkarte.