Pro / Contra CNG Auto

Schon seit ein paar Jahren wollte ich den neun Jahre VW Golf TDI loswerden, weil das Auto einfach zu klein ist, um den Rollstuhl meines Vaters mitzunehmen. Außerdem wurde spätestens 2019 klar, dass auch der EA288 Motor vom Dieselskandal betroffen sein würde. Eigentlich wollte ich ja ein Elektroauto. Das Problem ist aber, dass das was bei den Elektroautos bezahlbar ist, ein Kleinwagen ist. Außerdem sind fast alle Elektroautos SUVs, was ich komplett ablehne. Ich finde diese Bauform nicht nur hässlich, sondern auch gefährlich für Kinder. Der Luftwiderstand wird immer wieder klein geredet, er spielt aber eine nich tzu unterschätzende Rolle. Ich glaube, dass es bei der E-Technik noch sehr viele Verbeserungen geben wird, insbesondere bei der Akku- und Ladetechnik.

Andererseits wolte ich auch keinen Benziner oder gar Diesel, weil diese Motoren einfach nicht sauber sind und die CO2 Steuer steigt bereits jetzt. Bitte nicht falsch verstehen, ich heiße das ausdrücklich gut! Aber wer sich jetzt noch einen Benziner neu kauft, der hat meiner Meinung nach in Mathe nicht aufgepasst. Die aktuellen Spritpreise geben mir recht, 1,75 € / l. Bei einem Verbraucht von 6l ist man dann schnell 10 € pro 100km los. Natürlich kann man in der Schweiz etwas günstiger tanken, aber wirklich billig wird es eben nicht.

Ich suchte dann nach Alternativen Antrieben und stieß auf die Erdgas-Technik, die es zwar seit vielen Jahren gibt, die aber nie so richtig den Durchbruch geschafft hat. Das liegt sicher daran, dass die Reichweiten wegen der massiven Tanks eher gering sind, wenn man sie mit Benzin vergleicht. Doch die Vorteile überwiegen aus meiner Sicht ganz klar

Ich spreche hier von Erdgas (CNG) nicht von Autogas. Autogas hat den Nachteil, dass es ein Nebenprodukt der Erdölförderung ist. Autogas wird flüssig verkauft und in Litern gemessen. Erdgas (CNG) wird dagegen in kg gemessen und unter sehr hohem Druck (200 Bar) gezapft. An den Tankstellen steht ein Kompressor, der das Gas aus dem Netz der Stadtwerke entnimmt.

  • Die Autos kosten im Vergleich mit Elektroautos nicht viel, häufig weniger als ein Diesel
  • Das Tanken ist wirklich super, günstig 4,50 € pro 100km.
  • Die Reichweite ist genauso groß wie bei Elektroautos, um die 500km + 160km mit Benzinreserve
  • Es ist eine ausgereifte Technik, die Motoren sind bis auf die Einspritzventile und die Software Benzinmotoren
  • Es gibt aktuell 800 Tankstellen in Deutschland, das reicht absolut. In meiner Wohnortnähe (10km Radius) gibt es allein drei Tankstellen. Freilich, wenn man keine Tankstele in der Nähe hat, dann sollte man sich das gut überlegen mit dem CNG-Auto. Meistens tanke ich an Sulz a.N. oder in Freiburg, denn dort gibt es sehr günstige Tankstellen.
  • Erdgas aus fossilen Quellen stößt 20% weniger CO2 aus und verbrennt viel sauberer als Benzin, es werden kaum Stickoxide oder Feinstaub ausgestoßen. Doch das ist nicht alles. Man kann auch 100% BioCNG tanken, das aus Abfallstoffen wie Stroh und Maiskolben hergestellt wird. Damit fährt man dann 100% CO2 neutral.
  • Inzwischen (Stand Juni 2023) bietet die große Mehrheit der Erdgas-Tankstellen BioCNG und fossiles Erdgas findet sich nur noch in Einzelfällen.
  • Auch wenn es nur knapp 100.000 Erdgas-Fahrzeuge in Deutschland gibt, die Tankstellen werden über das Erdgasnetz versorgt, daher sehr ich optimistisch in die Zukunft. Denn mit dem gleichen Gas werden Millionen Häuser beheizt.
  • Tesla, der bis vor kurzem einzige Hersteller „großer“ Elektroautos hat ein Bedienkonzept, das mir nicht gefällt, keinerlei Knöpfe, kein Tacho, alles nur auf dem Touchscreen oder per Sprachsteuerung. Außerdem häufen sich Berichte über Unfallopfer, die bei brennendem Fahrzeug die Tür nicht öffnen konnten, denn die werden offenbar elektronisch verriegelt. Von der Fertigungsqualität mal ganz zu schweigen.

Dem stehen natürlich auch Nachteile gegenüber

  • Methan ist ein Treibhausgas, das 27x stärker wirkt als CO2, allerdings zerfällt es in der Atmosphäre auch schneller.
  • Bei allen Erdgasanlagen kann ein klein wenig Methan durch Undichtigkeiten entweichen – das große Problem sind aber Methan-Lecks in großen Pipelines oder bei der Förderung. Dagegen muss man dringend etwas unternehmen.
  • Es ist fraglos effizienter, das BioCNG in Kraftwerken zu verbrennen
  • Bei Gasautos ist alle 15.000 km ein Ölwechsel fällig, weil Gas nicht „schmiert“, ich kaufe das Öl aber online für unter 30 €.
  • Die Hauptuntersuchung ist etwas teurer, weil eine Gasanlagenprüfung (GAP) vorgeschrieben ist.

Nur:

  • Auch Elektroautos fahren mit dem deutschen Strommix nicht CO2-neutral
  • Ein Elektroauto in der benötigten Größe ist unbezahlbar teuer und Gebrauchte gibt es kaum, weil bis vor kurzem nur kleine Elektroautos gab (Ausnahme: Tesla)
  • Bei den Ladesäulen werden mit Wildwestmanieren (Ladekarten, Abomodelle) Marktanteile gesichert und Kunden ausgequetscht. Warum gibt man den KWh-Preis nicht einfach auf großen Anzeigetafeln an? Und warum kann man nicht wie in den USA einfach mit VISA-Karte zahlen?
  • Mit Strom zu fahren ist nur dann wirklich billig, wenn man zu Hause laden kann. Das ist bei einem Mehrfamilienhaus aber nicht so einfach möglich. Wenn man an Ladesäulen laden muss, ist Erdgas ganz klar billiger, denn hir werden Strompreise um die 50ct verlangt.

Fazit

Natürlich ist Erdgas eine Brückentechnologie, die nur begrenzte Zeit attraktiv bleiben kann. Wer daheim laden kann, ist mit einem Elektroauto jetzt schon gut bedient. In ein paar Jahren wird sich der Ladesäulenmarkt wahrscheinlich normalisiert haben. Wer jetzt aber wie ich relativ kurzfristig ein Auto benötigt, der ist mit CNG auch ganz gut bedient.